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Mein Gott!!!  35 Jahre sind das nun schon....also seit 35 Jahren stehe ich regelmäßig auf der Bühne, anfangs natürlich erst mal selten, seit 25 Jahren mit an die 150 Konzerten im Jahr. 

Da will ich mal versuchen, pro Jahr ein Highlight-Konzert zu finden und zu beschreiben, so gut es die Erinnerung zuläßt. Beginnend in den 80ern:

 

 

 

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1982: Die Postfrogs in Hamminkeln 

-- Frank Bacher, g; Jürgen Upadek, b

Was ist gelb und hüpft durch den Wald? - Diese Frage inspirierte uns damals zum Bandnamen, aber ganz im Gegensatz dazu war die Musik doch blutiger Ernst! Ich spielte gerade erst knapp ein Jahr Schlagzeug (den beiden Mitstreitern ging es an ihren Werkzeugen ähnlich), fühlte mich aber schon voll "in der Szene"; was für mich damals in erster Linie ein Konkurrenzgefühl war. Natürlich spielten wir nur eigenes: Eine nicht endende Anzahl aus Gitarren und Bassriffs, grooves, gelegentlich harmlose Akkordprogressionen -- aber alles nahtlos miteinander verbunden (das vermeidet das Problem des Stücke Beendens), so daß wir es bei jenem besonderen Konzert immerhin auf 40 Minuten reine Spielzeit brachten. Ohne Gesang und weitgehend ohne Solo. Frank machte gelegentlich bei den Proben Anstalten, echte Gitarrensoli zu spielen, aber ich war damals überhaupt nicht begeistert davon; für mich fiel alles in dem Moment zusammen, wo die Rhythmusgitarre aufhörte -- wie sich Geschmack doch wandeln kann! Heute geht mir penetrantes Akkordgeschrubbe sehr schnell auf die Nerven.

Trotz nicht sehr ausgereifter Spieltechnik hatten wir also eine immerhin formal recht komplexe Musik, und das hielten wir für ziemlich cool, wiewohl wir zu dem Zeitpunkt einfach nicht in der Lage gewesen wären, ein Stück zu covern....DESWEGEN lehnten wir das ab ;-)

Nun fuhren wir also in das benachbarte Hamminkeln, genauer: wurden gefahren von Franks Mutter, denn auch unser ältestes Bandmitglied, Jürgen, machte zwar schon eine Lehre (sehr ungewöhnlich für uns andere zwei Gutbürgersöhnchen), war aber auch noch weit vom PKW Führerschein entfernt. Meine Eltern hatten mir zwar nie einen Stein in den Weg der Trommelei gelegt, verhielten sich ansonsten aber dieser Passion gegenüber "neutral", will sagen: eine logistische Unterstützung dieser Art war nicht zu erwarten - und ich hätte sie auch gar nicht gewollt, denn Musik sollte ja mein ganz eigenes sein. (Ich hatte übrigens auch ein System entwickelt, wie man ein komplettes full size Schlagzeug auf einem Fahrrad in einem Rutsch von A nach B bugsieren konnte.)

Es war früher Nachmittag, denn unser Spieltermin war 17h. Bei einer Wahlveranstaltung der Hamminkelner SPD im Bürgersaal. Wir kamen an, der Saal war leer bis auf die drei Frauen, die Kuchen feil hielten; denn die Veranstaltung war laut Plakat schon in vollem Gange.

Gut für uns, das erleichterte das Hereintragen der Instrumente und den Aufbau, dachten wir, die Massen würden dann schon kommen, denn das Plakat wies schließlich unsere Anfangszeit aus.....vorher: nur Reden und langweiliger Kram. 

Frau Bacher (selbst wohl Aktivistin in der Weseler Ortsgruppe) hatte uns diesen Job besorgt, und es war sicher der Versuch, ein paar Jugendliche anzulocken, die in ein paar Jahren als Erstwähler dann schon geimpft wären. Natürlich ist der weitere Verlauf nicht überraschend: Die Publikumszahl hatte sich um 17h auf etwa 10 Personen erhöht und nahm bis zum Ende des Konzertes nur geringfügig ab. Wiewohl der Sound grauenhaft gewesen sein muß: Ein Gemeindesaal für 500 Leute, leer, und auf der Riesenbühne ein akkustisches Drumset, Bassverstärker und ein geliehener 40 Watt Cube für die Gitarre.

Unser Publikum stand auch komplett auf der gegenüberliegenden Saalseite, und da unsere Musik ja keine Pausen zwischen den Stücken hatte, gab es auch keine verbale Kontaktaufnahme (beiderseits). In Wesel hatten wir schon eine kleine Gruppe von Fans, oder sagen wir besser: Freunden, aber Hamminkeln war da einfach zu weit weg. Musikalisch war ich dennoch einigermaßen zufrieden, denn wir spielten weitestgehend "richtig", für mich damals ein alles entscheidendes Kriterium. (So wirklich losgemacht habe ich mich davon wohl erst 25 Jahre später durch das Spielen mit Chadbourne.) Ich glaube, wir waren so mit unserem Kram beschäftigt, daß wir der Frage nach dem Publikumserfolg gar nicht so eine Bedeutung zugemessen hatten. Eigentlich symphatisch. Auch die Tatsache, daß unser Angebot, unser Set gegen später zu wiederholen, dankend abgelehnt wurde, erschütterte uns nicht richtig, denn aus unserer Sicht hatten wir ja ein passables Set gespielt.....

Warum aber "Highlight - 82"? 

Natürlich habe ich in 1982 noch nicht viele Konzerte gespielt, aber immerhin eine Hand voll -- und dieses war nicht das allererste (das lag schon ein paar Monate zurück im Septemebr 81). Aber es war mein erstes BEZAHLTES Konzert. Die Band bekam eine Fixgage von 150 DM, und die wurde auch anstandslos ausbezahlt. Nun, 35 Jahre später bin ich sogenannter "Profimusiker", undsoweiter, undsoweiter......... vergleiche ich die Kaufkraft, der damals auf mich entfallenden 50 D-Mark mit meinen heutigen "Spielerträgen": Der Job würde in meinem wirtschaftlichen Mittelfeld liegen!

Jürgen habe ich komplett aus den Augen verloren, Frank sehe ich alle Jubeljahre mal in Wesel. Er ist ITler, und singt  an Wochenenden in einer DooWop-Band. Lustig: Für ihn war damals klar, daß er Musiker werden würde, für mich war da kein Gedanke dran........

 

 

1984: Breakdowntown New York City in der Aula des Städt. Gymnasiums Wesel-Nord

Frank Bacher, g; Jürgen Upadek, b; Christoph Meyers, tp; Peter Nürnberger, as,cl; Holger Münnich, perc, cl

Wir hatten die "Postfrogs" mit einer gediegenen Bläsertruppe erweitert, das war en vogue in jener Zeit, die für uns sehr Jazzrock orientiert war. War zumindest ein Teil des Bandnamens ja weniger der Stadt, als primär dem gleichlautenden Titel eines Alphonse Mouzon Stückes geschuldet. Mittlerweile spielten wir auch einzelne Stücke, nach wie vor nur Eigenkompositionen mit immer noch recht vielen Formteilen, aber durch die Bläser wurde nun alles etwas liedhafter. Aus heutiger Sicht kann ich sagen: Dies ist das erste Programm, das ich auch heute noch ungeniert spielen würde, ja eigentlich sogar gerne, nein: unbedingt einmal wieder spielen möchte!.....Wäre sogar denkbar, denn das komplette Konzert liegt auch heute noch als Aufnahme vor.

Vielleicht ist es auch diese Aufnahme, die erste qualitativ brauchbare, die mir zwar die Musik sehr präsent erscheinen läßt, meine Erinnerungen an meine non-musikalischen Erlebnisse an jenem Abend dahinter etwas verblassen. Ich weiß z.B. gar nicht mehr, wie wir es geschafft hatten, die Aula "meines" Gymnasiums" für unser Konzert zu bekommen, denn wir spielten alleine, auf eigene Kappe. Brechend voll war es, an die 300 Leute waren gekommen und es hat lange gedauert, bis ich wieder vor so einer Menge gespielt habe. 

Das hatte auch eine unerwartete Konsequenz: Das Stück "Dirty Nigger" (wir glaubten ja, Brüder im Geiste zu sein,  also solche Titel verwenden zu können) enthielt ein Schlagzeugsolopart, der zwar offen geplant war, aber im Proberaum wohl kaum jemals die 32 Takt Grenze überschritten haben dürfte. Nun war ausgemacht, daß dies der Zeitpunkt sei, mit dem Hut rumzugehen (Eintritt durften wir aus schulischen Gründen nicht nehmen) und mir war es zunächst ganz recht, daß ich aufgrund des Solos aus dieser Sammelnummer draußen war. Bis dann aber mal 300 Leute "abgesammelt" sind, vergeht --- viel Zeit!  Der etwas überstrapazierte Begriff der "gefühlten" Zeit ist hier genau treffend und ich erspare uns nun jede figürliche Bemessung der tatsächlich wohl vier Minuten.

Das hat für mich sicher zur Abhärtung gegenüber unerwarteten Problemstellungen auf der Bühne beigetragen, andererseits habe ich mich aber auch nie wirklich mit dem Phänomen "Schlagzeugsolo" anfreunden können, es immer tatsächlich als "Problemstellung" empfunden.  ....

Eine andere Besonderheit hatte dieses Konzert noch: Zwei Sets, unterteilt in jeweils sieben bis acht Stücke, das erforderte viel Ansprache an das Publikum, und - heute mag das für mich nicht ungewöhnlich klingen, aber damals ganz neu! - ich hatte diesen Part komplett übernommen; wiewohl ich natürlich eigentlich nicht scharf darauf war und mich auch lieber voll auf´s Spielen konzentriert hätte. Aber mir ging es wohl darum, auch nach außen zu dokumentieren, wer der Chef der Band sei. Intern war das sowieso klar: Schon bei den Postfrogs war ich derjenige, der immer wußte, was wir zuletzt gemacht hatten, bei Breakdowntown mauserte ich mich zum fast feldwebelhaften Kontrollfreak. Kompositorisch hatte ich ja nicht viel beizusteuern - es gab wohl ein Stück von mir, "Fidel Castro´s Nightmare", das mir irgendwann mal nachts eingefallen war, ich dann den anderen in einer Mischung aus Vorsingen und Vortrommeln beigebracht hatte - , um so mehr aber arrangierte, strukturierte und modifizierte ich alles, was an Ideen von irgendjemandem kam, und meine Schwächen im harmonisch / melodischen Bereich versuchte ich nun zu kompensieren, indem ich alles andere an mich riß - bis hin zum Anschiß, wenn jemand zu spät zur Probe kam.

Vieles davon kann man auch in diesen Ansagen entdecken, und das zeugt wahrlich nicht immer von sozialer oder musikalischer Größe, aber es ist doch für mich selbst erstaunlich, mit welcher Konsequenz ich auch damals an die Sache gegangen bin, obwohl ich ja nach wie vor nicht im Traum über eine Musikerlaufbahn nachgedacht hätte.

Trotzdem sind an diesem Abend schon manche "echte" musikalische Momente aufgetaucht, und den ein oder anderen Lick, zwei drei spezielle Pattern spiele ich heute noch, weitgehend gleich....

Christoph Meyers heißt jetzt Fischer und ist tatsächlich auch Musiker geworden (lebt, so weit ich weiß, in Holland), Peter Nürnberger und Holger Münnich habe ich auch nicht mehr auf dem Schirm. 

 

1983: Jugend Musiziert an der Musikhochschule Köln

Ich hatte seit einem guten Jahr Unterricht beim "Langen" (Wolfgang Schmitz) in der Musikschule Wesel, ein durch und durch beschissener Laden, nur eben der "Lange" hatte da so eine Insel geschaffen. Wenn wir unsere Aufgaben schnell erledigt hatten, das war klassisches Getrommel auf Pauken und alles, was nicht interessierte, dann konnten wir von ihm lernen, was wir wollten, z.B. den (damals) kniffligen Cowbellpattern von Manic Mechanic von ZZ-Top.

Dieser klassische Kram war Teil des Lehrplans und wir hatten ja halbjahrliche, interne Vorspiele, die es der Schulleitung gegenüber zu überstehen gab.... (Da haben sich die Zeiten auch geändert... ;-)   

Der "Lange" packte das aber so geschickt in einen Gesamtcocktail, daß wir selbstverständlich auch einwilligten, bei "Jugend Musiziert" in der Schlagzeugensemble Wertung teil zu nehmen. Wir, das waren noch Bernhard Spieß, Wolfgang Orts und Dietmar Fest, fanden das trotz der recht konservativen Teilnahmevoraussetzungen spannend, denn die Proben dafür waren über mehrere Wochen verteilt Abendtermine, also nicht Unterricht, sondern wie eine echte Band, mündeten demzufolge regelmäßig im Kneipenbesuch.

So nahmen wir auch den etwas staubigen Stückekanon in Kauf, arbeiteten die geforderten 10 Minuten mit einem Snaredrum Quartett ab und freuten uns auf den frei wählbaren Teil: Der "Lange" hatte für uns ein Stück geschrieben, das nur sehr vage rhythmische Linien auf frei wählbaren Instrumenten vorgab, gegen Ende gab es eine Sequenzer Zuspielung. Der eigentliche Clou aber: Die Instrumente (durchweg small percussion) wurden von uns in drei großen, blauen Müllsäcken auf die Bühne getragen , ausgeleert und dann begannen wir irgendwo in diesem Wust von Zeug auf Knieen rutschend unsern Kram zu spielen. 

Das hatte bei der Kreisausscheidung in Wesel problemlos zum Erreichen der nächsten Stufe gereicht, denn wir waren das einzige Ensemble in dieser Kategorie. Auch kannte man hier den "Langen" und seine Ideen, denn er machte ja immer wieder mal spektakuläre Aktionen in der Stadt unter nicht minder spektakulären Namen, wie z.B. "Projekt: Raumbeschallung".

Nun aber in Köln an der staubtrockenen, erhabenen, bestausgestatteten (Material und natürlich Lehrkräfte betreffend!) Musikhochschule mit den noch trockeneren und erhabeneren Hochschulprofessoren als Juroren. Dazu noch, daß eine der insgesamt wohl vier Trommeltruppen von der Hochschule selbst kam, also noch nicht Studenten, aber so´n Vorbereitungsdingen für angehende 17 jährige, alle hochbegabt versteht sich. Zumindest im Auftreten. Die anderen beiden Truppen gaben sich nicht ganz so hochbegabt, aber immerhin ja aus irgendwelchen großen Städten, also weltgewandt .... und bestens "equipped"  --  Machmal reicht schon ein Blick auf die Marke der Trommelstöcke, und Du weißt, was Dich erwartet. 

Wie so häufig, kann ich mich nicht mehr so genau an alle Details des 20 Minuten Konzertes erinnern, weiß, das wir im "klassischen Teil" eher Mittelmaß produziert hatten; weiß, daß ich mich sehr über zwei kapitale Spielfehler meinerseits ärgerte (auch wenn ich es nicht mochte, ernst nahm ich das Snaregetrommel schon!); weiß schließlich, daß sich schon während unseres "Müllstückes" bei mir um so mehr Wohlbehagen einstellte, je mehr Ratlosigkeit auf der Tribüne spürbar wurde. Da saßen ja nun die Juroren, aber auch die Kombatanten mit ihren Eltern....

Schließlich erhielten wir irgendeinen Preis und eine Auszeichnung, die auf die Besonderheit des Vortrages und dessen nicht bewertbare Qualität hinwies, auf jeden Fall aber sicher stellte, daß wir nicht weiter kamen, also womöglich auf Bundesebene Verwirrung hätten stiften können.

Wir verliessen das Haus sehr gelassen, jeder mit einer Mülltüte in der Hand, vorbei an den Kollegen, die ganze Kleinbusse mit ihren Orchesterpauken und Gedöns zu füllen hatten, uns etwas befremdlich hinterher sahen und vermutlich heilfroh waren, uns nie wieder zu sehen. Denen hatten wir es gegeben!   -- so fühlte ich mich auf jeden Fall.

 Eine sehr ostentative Haltung zur Musik und ein starkes Konkurrenzdenken haben mich noch Jahrzehnte begleitet, zum Glück abnehmend und jetzt (hoffentlich) wirklich nur noch marginal, aber sie sind insgesamt gesehen doch ein echter Schwachpunkt in meinem musikalischen Charakter. Daß Musik aber nicht allgemein bewertbar ist, wußte ich damals schon, und dieses Erlebnis hat das in mir zementiert.

Das ist gut.

 

 

21.6.1986: Avocado im Park Hotel, Baden Baden

Rolf Kleinen, p; Rainer Abels, sax, cl; Peter Streicher, b

Mein erster Job in der Freiburger Zeit und auf eine gewisse Weise die Stunde Null, denn ab hier beginnen meine Aufzeichnungen über Konzerte, zunächst noch aus einer Art Sammelleidenschaft heraus, später dann schon rein steuerlich erforderlich.

Dieser Job stellt aber noch eine zweite Besonderheit dar: Zum ersten Mal in meinem Leben spielte ich Jazzstandards! Das sollte mich die kommenden Jahrzehnte begleiten, teilweise sogar den Hauptteil meiner Aktivitäten ausmachen...aber in jenem Juni war das völliges Neuland. "How High The Moon" war mir irgendwie bekannt, weil es im Bestand der väterlichen Plattensammlung war; die versiegte aber spätestens bei Charlie Parker, und so waren mir "Scrapple From The Apple", "Oleo", oder "Nighttrain" völlig unbekannt. Ebenso das Carlos Jobim Oevre, und so war dieses für mich sprichwörtlich der Job, bei dem der Trommler einen Stücktitel zugerufen bekommt mit der Spielanleitung "Swing!", oder "Bossa!". Daraus bestand die gesamte Palette der Spielformen und es wurde immer dann spannend, wenn vor einem Stück diese Spielanleitung vergessen wurde: Es dauerte mitunter Minuten, bis ich selbst herausgefunden hatte, ob nun eher ternäres, oder binäres Spielen gefragt sei, und während dieser Phase mußte ich versuchen, mich dieser Entscheidung gegenüber halbwegs neutral zu verhalten.

Ich habe heute noch eine große Freude, wenn ich Musik höre, bei der ich auch jetzt nicht genau sagen kann, wohin sie rhythmisch zu stecken ist, wie z.B. so einiges an frühem Rock´n`Roll der 50`s, oder auch dem späten Tony Williams in manchen seiner Quintett Aufnahmen.

Etwas unfreiwillig war ich nun also auch streckenweise "geschlechtslos" bezüglich meiner Pattern. Immerhin fühlte ich mich dann ganz wohl, wenn es mal eindeutig "Bossa" war; das hatten wir rhythmisch ja auch schon früher in Wesel mit eigenen Stücken ausgelotet, und da der gewöhnliche Standard formal ja eher einfacher gestrickt ist, als unsere selbstgemachten Liedmonstren, konnte ich mich hier recht locker austoben. Richtig fremd dagegen war dann doch dieses "Swing"-Gespiele: Ich mochte es zwar, spürte schon die enorme Freiheit, die darin wohl einmal zu finden wäre, aber zu dieser Zeit standen mir spielerisch vielleicht vier oder fünf stereotype Phrasierungen zur Verfügung, die natürlich schnell langweilten. Ich erinnere mich, wie ich beim Spielen anfing, -wenn mir schon keine anderen Schlagkombinationen möglich waren - wenigstens den Sound der Instrumente durch verschiedenen Anschlag zu modifizieren. Damals aus purer Not praktiziert, so würde ich das heute als wesentlichen, vielleicht DEN wesentlichen Teil individuellen Trommelns ausmachen.

Der Job selbst war übrigens furchtbar: Wir spielten auf der Hotelterrasse für irgendeine wohlstandsverwahrloste Gesellschaft, die zunächst kaum Notiz von uns nahm; dann plötzlich: Interesse - einige Leute kommen näher, es gibt sogar beifallsähnliche Bekundungen......allein: gerade ist Fußball WM und schräg neben uns ist ein Fernseher aufgebaut.....   ;-)     Es müßte Deutschland gegen den Gastgeber Mexico gewesen sein, auf jeden Fall war das "Avocado Jazz Quartett" der deutlich unterlegene in dieser Partie. (Ich erinnere mich nicht mal mehr, ob wir wenigstens zum Elfmeterschiessen pausiert haben.)

 

 

 

31.1.1987: Baby´s Saxophone im Waldsee

Helmut Koerner, g; Bernd Köhler, b; Frank Goos, sax; Claudia Scherer, voc

Ja, da taucht er zum ersten Mal in dieser Liste auf, der Name "Waldsee": Der Ort in Freiburg, mit dem ich sicher die meisten und schwerstwiegenden musikalischen Erlebnisse verbinde, mich darüberhinaus mit Chef (damals noch Co-Chef) Achim in meine wohl längste Freiburger Freundschaft verwickelte. Dieses Konzert von Baby´s Saxophone war bereits das zweite an besagtem Ort, ich hatte Achim also schon schnuppernd kennengelernt und dürfte also spätestens an diesem Termin erstmalig fachmännisch mit ihm versumpft sein, unsere gemeinsamen Vorlieben entdeckend (z.B. Zappa), dem anderen neues vermittelnd (z.B. Waits)....

Zu diesem Konzert tauchten weit über 200 Leute auf, und damit hielten wir lange Jahre den Zuschauerrekord lokaler Bands im Waldsee. Überhaupt war das eine kommerziell verhältnismäßig erfolgreiche Band, existierte über sieben Jahre lang mit in besten Zeiten gut 50 Konzerten im Jahr. Das war damals viel! -- Ist es auch heute noch, zumindest für eine Hobby Band. 

Aber die Zeit in dieser Combo hatte mir noch viel mehr zu bieten: Mit diesem recht zusammengewürfelten Haufen (wir hatten uns per Zeitungsanzeige kennengelernt) konnte ich mir echte Routine erspielen, ungehindert meine trommlerischen Ideen auf die wirklich wahllosen Arrangements abregnen lassen, Ansagen ausprobieren (außer mir hatte niemand recht Lust dazu) und fühlte mich erstmalig als "Jazz-Künstler": Zusammen mit Frank bekam ich in jedem Konzert einen Duo Spot, den wir mit möglichst wildem Freejazz zu füllen suchten, wohl auch, um unsere Position zu dem ansonsten etwas volkstümlichen Barjazz deutlich zu machen. Den anderen gefiel das, denn somit galt die Band als vielseitig und kreativ. (Nur einige Musikerkollegen trauten sich, das gleiche Phaenomen mit anderem Namen zu nennen, nämlich "konzeptions- und ahnungslos".)

Unser damaliges Set enthielt z.B. "My Favorite Things", welches ich mit einem Drumbeat malträtierte, der eher von einer frühen "Yes"-Platte zu kommen schien (ganz meiner Herkunft entsprechend); Claudias Gesang war, nun ja: schon irgendwie ok, sie traf die Töne....stilistisch aber eher auf der hausfraulichen Seite der bekannten frühen Al Jarreau Aufnahme zu verorten; dann platzte Frank mit einem enervierenden Sopransax-Solo herein, das zwar durchaus an Coltrane hätte erinnern können, aber völlig ignorierte, daß hintendran eben nicht McCoy, Jimmy und Elvin "kochten"; dementsprechend wirkte es auf eine Art "nackt" und wurde nur noch vom Gitarrensolo an Nacktheit überholt, wenn Helmut versuchte, in Ermangelung schneller Single Note Linien eine Art "Akkordsolo" hinzubekommen, welches von einem Zufallsgenerator errechnet zu sein schien, regelmäßig die Form torpedierte und in einer Art "reset" endete, der an diesem Abend (das war der glückliche Fall, aber nicht selbstverständlich) komplkationslos im Schlußthema mündete. Hier war in einem Stück das ganze "Baby´s - nicht - Konzept" vereint: Nichts hat irgendeine stilistische Grundlage, aber alles klingt ungewohnt -- und das kam an. Ich hatte das später nur nochmal in der Zeit mit Shane Brady, so eine "Publikumsband". 

Zwiegespalten bin ich: Sollte ich jemals eine musikalische "Anthologie" von mir zusammenstellen, wird kein Stück dieses Abends dabei sein (obwohl ich die komplette Aufnahme habe), wie auch sonst kein einziges Stück von dieser Kapelle; und doch wäre für mich ganz vieles nicht passiert  ---  ohne Baby´s Saxophone.....

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.9.1988: Poor Mr. Sheep im Schulhaus, Neustadt

Lutz Rogal, key, voc; Jan Fitschen, git, stick, voc

Erste Proberaumaufnahmen dieser Konstellation gehen in den Herbst 1986 zurück, ab ´87 spielten wir gelegentliche Konzerte und auch schon ein oder zweimal zuvor im Schulhaus. Das war damals der unerhört charmante, ländliche Treffpunkt der Schwarzwaldfreaks, die alles fraßen, was aus der "großen Stadt" Freiburg kam und irgendwie mit Rock in Verbindung zu bringen war. Freiburg selbst hatte dafür nicht gerade zahlreiche Spielorte, und so gaben sich die meisten Bands dort oben ihr Stelldichein, was im Winter bei verschneitem Höllental mit überladenen R4 Kästen, oder klapperigen Kadett Combis ein Abenteuer sein konnte.

Das für mich so besondere dieses Konzertes war das nagelneue Sonor Lite Maserbirke Schlagzeug, das ich seit ein paar Wochen besaß und hier zum ersten Mal öffentlich bespielt wurde; zum ersten Mal für mich ein fabrikneues Schlagzeug überhaupt, und dann so ein Schlachtschiff (natürlich hatte ich es sehr günstig bekommen, vermittelt über den Kontakt vom "Langen" (s.o.), der mittlerweile bei Sonor in Bad Berleburg arbeitete). Weder damals noch heute mache ich mir viel aus diesem Materialgeschisse, halte Leser der einschlägigen Postillien wie "Drums & Percussion" oder "Gitarre & Bass" für Opfer der Werbeindustrie, und doch bin ich auch ein wenig davon geprägt: Für mich strahlen diese alten Sonor Mechaniken Sicherheit aus, ich mag die dicken, aber leichten Kessel, gab neulich sogar bei offizieller Gelegenheit an, ich "würde Sonor spielen".....  -- da nehme ich mich natürlich nicht ernst, aber irgendwas ist dran und das hat vielleicht mit diesem Abend zu tun.

Für diesen Abend hatte das nämlich wirklich Auswirkungen: Bis dahin hatte ich entweder ein kleines Jazzset (mit nur zwei Toms), oder für Rockmusik so ein stark modifiziertes Uralt Set mit zwei Hänge- und zwei Standtoms. Die Hängetoms aber in Ermangelung gescheiter Halterungen auf Snareständer beidseitig der Basstrommel postiert. Das führte zu einer Lücke dazwischen, die ich immer mit Kuhglocken, oder was gerade da war auffüllte, die aber ganz schnellen Wechsel von Tom zu Tom erschwerte, für mich damals nahezu unmöglich machte. Gleichzeitig war ich aber schon so vernarrt in diese typischen Tony Williams Tomläufe, deren (Einzel-) Schlaggeschwindigkeit ich schon kopieren konnte, nicht aber den Bewegungsablauf über das Set. Nun also ein flammneues "Lite" mit perfekt positionierten Hänge- und Standtoms - und diese Rolls gingen wie durch Butter. In einem Artikel weiter oben beschreibe ich mein etwas gespanntes Verhältnis zu Schlagzeugsoli -- ich erinnere mich an diesem Abend, das obligatorische Solo geliebt zu haben, und so bestand es wohl zu 90% auch eben nur aus diesen Tomtom Gewittern....  na, ja... ;-)

Was die Band anging, waren zwei Dinge sehr viel wichtiger: Zum einen die Musik. Fast nur eigenes, die beiden "Covers", die wir spielten, kannte ich nicht mal und selbst als ich sie Jahre später im Original hörte, habe ich sie zunächst nicht einmal wiedererkannt. Die eine Hälfte der Kompositionen war von Lutz, doppelt so alt wie ich, eigentlich der routinierteste von uns, aber dann auch wieder mit einem etwas merkwürdigen Verhältnis zur Musik - so ganz habe ich das nie verstanden. Inhaltlich aber war er mir zunächst der nähere: Er war Zappa Fan, hatte eine Plattensammlung zwischen Magma und Herbie Hancock und war auch meinen Jazzkapaden gegenüber aufgeschlossen. So war also sein Beitrag an der Musik gerne krummtaktig, formal unerwartet, deutlich progrock-geprägt. ---- endlich ein Mann in meinem Geiste!!

Die langfristig wesentlichere Komponente war aber der andere Spießgeselle: Jan Fitschen. Jan "fucking" Fitschen möchte ich sagen, heute wie damals, denn er ist nach all dieser Zeit immer noch der musikalischste Musiker in meinem Umfeld in Freiburg, und das, obwohl er in den letzten 30 Jahren die meisten seiner Entscheidungen gegen eine konsequente Musiklaufbahn gefällt hat. Aber beginnen wir am Anfang: Zunächst war Jans kompositorischer Anteil in diesem Trio mir etwas weniger auf den Leib geschrieben: Er hatte recht poppige Stücke im Gepäck, oft mit deutschem Text und einem Humor, der nicht gerade platt, aber trotzdem auch nicht der meine war. Vieles war parodistisch gemeint, so wie an diesem Abend zum Beispiel "Tomatenmark", eine Verballhornung deutschen Schlagers, oder auch "Cowboy Junkie" eine Art von Country Song..... Hätte Jan damals etwas von "alternative country" gewußt, hätte er vielleicht auf das parodistische verzichten können -- ich fand es ohnehin immer nur eine Ausflucht, die Chance, alles relativieren zu können, für nichts wirklich stehen zu müssen. Diesen wunden Punkt hat Jan für meine Begriffe wirklich erst vor ein paar Jahren mit seinem "18 days - Programm" (Vertonungen von Anne Sexton Gedichten) überwunden.....

Damals war ich aber noch der neue in der Band, hätte also niemals so grundsätzlich aufrührerisch werden können, und freute mich, daß das parodistisch relativierte in Jans Stücken immerhin zu extrem unkonventionellen Wendungen führte, die meine Gier nach "Prog" doch ganz ordentlich befriedigten. Zudem war er der eleganteste Spieler von uns dreien, wiewohl es trotzdem nicht zu ausufernden Soli reichte, weswegen wir auch nie wirklichen Jamband Status erreicht haben, was uns eigentlich (möglicherweise noch unter einer anderen Bezeichnung, damals nannte das noch niemand so) gut und gerne zu Gesicht gestanden hätte.

Zu den etwas "unechten" Applikationen dieser Band zählte auch die Wahl von Pseudonymen für uns Musiker, ein mitunter recht künstlicher Gesang (zur Kaschierung massiver Defizite, wie so oft), letztlich ein nicht ganz konsequentes musikalisches Vorgehen, da wir uns wahrlich etwas zu viel vorgenommen hatten und nicht ganz an einem Strang zogen. 

Trotzdem bringt es mich noch heute auf die Palme, daß niemand z.B. in jener Schulhaus Nacht erkannt hat, welche Potenz dahinter steckt: Ein Drittel unserer Stücke (meist aus Jans Abteilung) war sehr stark auf ostinaten Pattern basierend, im weitesten Sinne vielleicht Peter Gabriel inspiriert, aber damals für unsere lokale Szene auf jeden Fall extrem ungewöhnlich! Mag auch das "proggige" anderer Stücke vielleicht noch etwas kantig gewesen sein: So etwas hat es vorher nicht gegeben, und nach dem Ende der Nachfolgeband "Mr. King´s Delite Low Budget Orchestra" auch nicht wieder. Was wird heute für ein Bohei gemacht, wenn die lokale Presse irgendetwas erkennt, was sie für ungewöhnlich hält......mich nicht ausgeschlossen -- nur: damals hätten wir es wirklich gebrauchen können!  ... Aber das behandele ich später noch....

 

 

 

 

 

 

 

 

22.7.1989: Mr. King`s Delite in Vallon Pont D´arc

Wolfgang Schmitz, perc; Frank Bacher, perc

Mich hatte im Jahr zuvor jemand gefragt, ob ich nicht spontan für vier Wochen mit nach Südfrankreich kommen und dort auf Campingplätzen und auf der Straße spielen wolle. Das hatte mir dann so gut gefallen, daß ich beschloß, in diesem Jahr auf eigene Faust wieder so eine Tour zu unternehmen. Als Mitstreiter hatte ich mir den "Langen" und meinen alten Gitarristen aus Wesel, Frank Bacher, ausgewählt. Meine neuerworbenen Kollegen aus Freiburg schienen mir wohl noch nicht kompatibel für den von mir beabsichtigten Lebensstil. Erstaunlich an dieser Besetzung auch, daß sie keinerlei inhaltliches Konzept nahe legte, ja nicht einmal möglich zu sein schien.... obwohl ich doch in Freiburg mittlerweile auch begonnen hatte, Strukturierung und Konzeption in den verschiedenen Bands, in denen ich spielte, an mich zu reißen.

Hier war mir offenbar klar, daß es wichtiger war, miteinander auszukommen - schließlich vier Wochen zusammengepfercht in meinem damaligen Opel Rekord. Inhaltlich würden wir einfach zusammenwerfen, was jeder so kann - und dann würde schon was bei rauskommen. Schnell stellte sich aber heraus, daß Franks Wanderklampfe (mit einer Ausnahme) nichts für unsere Show taugte; so wurde er kurzfristig als Trommler eingelernt, bekam einen Spot zum Rappen und Tanzen....und der ganze Theaterklamauk entwickelte sich ja für uns alle erst während der Tour.

Sehr anekdotenreich, das ganze, und so beginne ich mal mit einer für mich nicht unerheblichen: Wir hatten von Anfang an ausgemacht, morgens beim Kaffeetrinken auszulosen, wer am betreffenden Tag Knecht, wer König und wer Mtläufer sei. Der Knecht hatte in Folge alles zu tun von Zigaretten holen, in Kneipen um Spielerlaubnis fragen, bis zum Aufbau. (Hier waren die anderen nur in der Pflicht, wenn es wirklich schnell gehen mußte.) Nachdem ich per Losglück drei Tage hintereinander König geworden war, schlug der Lange plötzlich am folgenden Tag vor, den Blödsinn mit dem Losen doch bleiben zu lassen: Er wäre nun freiwillig Knecht für den Rest der Tour und ich solle König bleiben, wenn Frank einverstanden wäre. Es scheint mir im Nachhinein aufschlußreich, daß Frank sich mit dieser Mittelposition zufrieden gab und einwilligte....auf jeden Fall ergab sich nun aus dieser Konstellation, daß ich auch in unserer Show nun offiziell "Mr. King" wurde, die ganze Show mir zu Gefallen "Mr. King´s Delite" getauft wurde. (Die Schreibweise fand ich hip, und hatte nichts mit der wesentlich späteren Sonor Trommelserie zu tun.) Da kommt er also her, der Name, und diese Positionsverteilung schien mir wohl so angemessen, daß ich kurze Zeit später auch meine erste richtige eigene Band, später dann eigentlich alles, was unter meiner Flagge segelte, so nannte (lediglich mit verschiedenen Zusätzen zur Unterscheidung).

Diese deutliche Positionierung der Akteure half aber auch der Show: Wir hatten eine Routine entwickelt, in der ich als Lehrer ("wir zeigen euch jetzt mal, wie Musikunterricht in Deutschland funktioniert!") den anderen beiden einen bestimmten Rhythmus beibringen wollte: Dr. Johnson (Frank) konnte das immer sofort, Longo (der Lange) stellte sich doof an und wurde gezüchtigt. Alles im Rahmen eines irgendwie durchgehaltenen Grooves - das war schon die ganze Nummer, es ging also um das Theater drumrum. Folglich kommt der Lange nach einer der ersten Versionen zu mir und sagt: Hömma, Schroeder, wir sind eimfach keine richtigen Schauspieler; wenne nur so tus, als oppe zuhaus, merken die dat. Ab morgen langse richtich zu, sons klatscht die Nummer nich." Ab da war dann "reality show" angesagt und das war wirklich krass: Ich meine, wir spielten in Ferienparadiesen, nicht in der Bronx.... später kam in dieser Nummer noch eine Kette zum Einsatz, einmal deute ich den Langen fast eine Minute mit dem Kopf in ein zufällig dastehendes Bassin, der war aber vom Schreien schon vorher völlig außer Atem.... einziger Kommentar hinterher: Boah, Schroeder, dat war knapp heute....

Bei all diesem Rambazamba hatten wir aber auch ganz besinnliche Momente: Abschluß war "Where Have All The Flowers Gone", nun einmal Frank an der Wandergitarre und wir alle singend (mit sehr Phantasie geprägten Texten), während der Lange an die weiblichen Zuschauer Blümchen verteilte, die er immer vor der Show irgendwoher besorgte. An jenem Abend nun in Vallon (es war schon der dritte in Folge an diesem Ort) kommt der Lange vor der Show wieder mit einem Strauß Blumen und sagt: "Dat wart, morgen fahren wir weiter." Wir schauen verdutzt; schließlich haben wir einen super Platz, jeden Abend ein Riesenpulk von Publikum, nette Leute in der Bar gegenüber, warum also auf einmal? "Die Blumen sind alle." -- Wir verstehen nicht. "Ja, kuckt Euch dat an da umme Ecke!" Frank und ich gehen in die angewiesene Richtung einen Dorfplatz weiter, gelangen so zum Bürgermeisteramt. Dieses ist geziert von vier riesigen Blumenkübeln. In der Tat: Nur Blumenkübel. Leer. ;-)  Respekt für den Langen: Der hatte schließlich nicht etwa bei Nacht und Nebel, sondern allabendlich vor unserer ersten Show gepflückt. Vielleicht kann uns zugute gehalten werden, daß wir die Blumen des Bürgermeisters immerhin einer fremdenverkehrsfördernden Bestimmung zugeführt haben....

Ein paar Wochen nach dieser Tour haben wir unser Programm dann auch mal im Freiburger Jazzhaus aufgeführt (wahrscheinlich im Rahmen einer Session, wie hätte ich sonst an einen Termin für sowas kommen können?), und auch wenn das sicher nicht der künstlerische Höhepunkt meines Lebens war, komme ich mir heute manchmal etwas langweilig vor im Vergleich zu diesen Zeiten, in denen ich für mich das Motto "Alles zu jeder Zeit und ohne Grund!" entdeckt habe. Das Motto habe ich ja schon noch, aber irgendwie ist das "Alles" etwas schlanker geworden.

 

 

 

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